20.11.2020
Cape Gin - Willkommen in Südafrika Das Making-of zum Product Shoot
Von Christian Belzer / 05.05.2018
Anstelle einer kalten Darstellung von Industrieanlagen und Produktionswegen zeigt sich eine kleine Wunderwelt in der Firmenfarbe Orange. Der Imagefilm wirkt warm und freundlich, während abstrakte Aspekte der Lackproduktion auf ein allgemein verständliches Maß abstrahiert werden. Beim Zuschauer bleibt die Erkenntnis, dass bei Adler jeder weiß, was er tut und alles seinen Platz hat. Eine in sich geschlossene Welt, stringent und strukturiert.
Diese prämierte Persiflage zeigt das zentrale Problem zahlreicher Imagefilme: Die übertriebene Darstellung positiver Aspekte in inhaltsleeren Schlagworten macht viele Filme ebenso austauschbar wie die beworbenen Unternehmen selbst. In kunstvoller Weise und mit allen gängigen Mitteln und Phrasen zeitgemäßer Werbefilme wird hier ein kleiner Obststand präsentiert. Während der Sprecher über die internationale Marktpositionierung des Unternehmens philosophiert – schließlich sind ja auch Südfrüchte im Angebot – wird man eindrücklich erinnert, dass auch große Worte an Grenzen stoßen.
Hier zeigen sich gleich zwei zentrale Aspekte einer hochwertigen Filmproduktion: Eine klare Konzeption und eine eigenständige und hochwertige Umsetzung. Der Zuschauer wird von einem Tintenfleck durch alle relevanten Aspekte der Hochschule geführt. Die klaren und ansprechenden Animationen sind immer eindeutig zuzuordnen und beantworten alle offenen Fragen.
Wenn das Konzept stimmt, bedarf es keiner großen Erklärungen. Ohne ein einziges Wort zu sagen, werden die Funktionsweise der beworbenen App und die persönliche Bedeutung, die sie haben kann, aufgezeigt. Die Bildsprache ist klar und strukturiert, der Zuschauer folgt dem Protagonisten mithilfe von Path gemeinsam durch seine gesammelten Erinnerungen.
Eine weitere Persiflage auf die moderne Imagefilmkultur, die gleichzeitig aufzeigt, warum etwa die Filme von Adler Lacke und der HS Niederrhein in dieser Liste zu finden sind. Denn während beide genannten durch hochwertiges und vor allem individuelles Bildmaterial überzeugen, besteht diese Satire auf Austauschbarkeit aus einer Aneinanderreihung vermeintlich ausdrucksstarker Bilder, die nichts mehr sind als „stock footage“. Die trockenen Beschreibungen der gezeigten Szenerien durch den Off-Kommentar entlarven allzu offensichtliche Mechanismen der Werbung mit denen versucht wird ohne großen Aufwand die Reichweite zu erhöhen. Ein Film, der gewissermaßen für das wirbt, was ihm fehlt: Persönlichkeit.
Natürlich kann man aus dieser Liste kein Rezept für den perfekten Imagefilm ableiten. Vielmehr sollte gerade dies die wesentliche Erkenntnis sein: Werbefilmproduktion beginnt lange vor dem Dreh. Ein Konzept, das zum Gegenstand passt und eine persönliche Note, die im Gedächtnis bleibt, wirken weitaus intensiver als große Schlagworte und austauschbare Bilder, die auf Atmosphäre zielen. Ein guter Film wirkt nicht authentisch – er ist es.